Chess Training

Studien

Begriffserläuterung »Studien«

Studien zum Lösen

Studien ! Dieses Wort allein weckt die unterschiedlichsten Vorstellungen. Könnte etwas mit studieren zu tun haben, macht also Arbeit, ist mühsam. Im stillen Kämmerlein sitzen und schwierige Aufgaben lösen, wäre eine andere Variante. Und das Wort enthält einen Hauch von Wissenschaft.

Viele Schachspieler sind schon einmal über Studien »gestolpert«. Ein Enthusiast aus dem Schachklub hat vielleicht eine Aufgabe gezeigt. Oder in einer Zeitung oder Zeitschrift war eine auf den ersten Blick interessant erscheinende Stellung abgedruckt. Aber genauso oft und sehr schnell haben diese Schachspieler nach dem ersten Kontakt das Interesse wieder verloren. Zu schwer war die Aufgabe, obwohl gar nicht so viele Steine auf dem Brett standen. Zu lange musste gegrübelt werden, um überhaupt zu verstehen, worum es geht. Tief getroffen lautet das ernüchternde Fazit: Ich kann doch Schach spielen, bin kein Patzer – und dennoch finde ich die Lösung nicht? Vergleichbar soll es Capablanca als Komponisten ergangen sein, der das Komponieren früh aufgab, weil es »keinen Sinn mache, Studien zu komponieren, die niemand lösen könne«. Am Anfang erscheint eine Studie als Berg, unbezwingbar und riesig. Die verschiedenen Möglichkeiten, die beim Schachtraining eingesetzt werden, um die Spiel-stärke zu verbessern, zu steigern, helfen dann beim Aufstieg: notwendiges technisches (theoretisches) Wissen aneignen – meist sind das technische Endspiele, Zugfolgen mit abschließender Beurteilung üben und immer wieder taktische Motive/Muster lernen. Gleichzeitig wird das Bemühen, Wege zum Gipfel zu finden, auf die anderen Trainingsformen zurückwirken und verbessern, sodass sie sich alle gegenseitig ergänzen und verstärken.

Neben dem Lerneffekt darf jedoch nicht vergessen werden, dass Schachstudien einen immerwährenden Genuss bieten. Es überrascht, wie stark jede einzelne Figur, jeder Bauer auf dem Brett agieren kann. Welche Kraft und Fülle der Möglichkeiten in jedem einzelnen Stein verborgen scheint und erst durch die künstlerische Darbietung des Studienkomponisten offenbart werden kann.

Ein Beispiel

Die folgende einfach aussehende Studie eines Bauernendspiels enthält wichtige Trainingsaspekte. Natürlich kann man sehr gut Variantenberechnung mit ihr trainieren. Aber auch technische Endspiele finden hier Anwendung (Stichworte: Trébuchet und Gegenfelder).

 

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Weiß am Zug

* Joseph Kling und Bernard Horwitz, Chess Studies; Or, Endings of Games, hg. von Henry C. Mott, 1. Aufl. (London: C. J. Skeet, 1851), S. VII.