Salvio-Sperre

Ein klassisches Verfahren, welches die Gewinnmethode im Endspiel Turm und Bauer gegen Turm bezeichnet. Fälschlicherweise als Lucena-Stellung in die Literatur eingegangen und unzählige Male ohne Prüfung wiederholt. Zum ersten Mal ist diese Position im Buch von Alessandro Salvio Il Puttino, altramente detto, il Cavaliero Errante, del Salvio, sopra el gioco de Scacchi, Neapel 1634, auf S. 69 veröffentlicht worden:

Im Jahr 1925 bekommt das Gewinnverfahren durch Nimzowitsch die nächste Entstellung durch die bekannte, aber irreführende Bezeichnung »Brückenbau«:

Salvio-Sperre vs Brückenbau

Kann irgendjemand an diesen Bewegungen der Figuren eine Brücke erkennen? Ich nicht! Statiker würden vermutlich einen Herzinfarkt bekommen. Eine fundierte und ausführliche Schilderung bekommt ihr auf der vorzüglichen Schachgeschichtsseite von Edward Winter.

[Event "Il Puttino"]
        [Site "?"]
        [Date "1634"]
        [Round "?"]
        [White "Alessandro Salvio"]
        [Black "?"]
        [Result "1-0"]
        [Annotator "Dirr,Ulrich"]
        [SetUp "1"]
        [FEN "1K1k4/1P6/8/8/8/8/r7/2R5 w - - 0 1"]
        [PlyCount "13"]
        [EventDate ""]
        [SourceTitle "The Works of Damiano, Ru"]

{Hier noch einmal die exakte Analyse der Salvio-Sperre.
        } 1. Rc4 $1 {Bereitet eine} $201 {Sperre} $202 {gegen schwarze Schachgebote vor. In den meisten Fällen wird die Sperre auf der vierten Reihe errichtet.} Ra1 {Der Turm muss auf der a-Linie bleiben, weil sonst Weiß seinen Turm dorthin zieht und anschließend seinen König nach a7.}
        (1... Kd7 2. Rd4+ {, und der schwarze König kann nicht nach c6 wegen Kc8.} Ke6
        3. Kc7 Rc2+ 4. Kd8 Rb2 {Weiß wendet nun ein weiteres
        typisches Manöver an, bei dem der Turm als} $201 {Schutzschild} $202 {vor Schachgeboten verwendet wird.} 5. Rd7 Rb1 6. Kc8 -- 7. Rc7 -- 8. b8=Q) 2. Rd4+ $1 {Das ist ein wichtiges Schachgebot, welches den König entscheidend} $201 {abdrängt} $202 {. Damit hat Weiß nicht nur ein Feld für seinen König auf der c-Linie erobert,
        sondern den schwarzen Monarchen soweit vom Bauern weggelockt, dass dieser
        später nicht mehr rechtzeitig die Umwandlung aufhalten kann. Siehe den Schluss.} Ke7 (2... Ke8 3.
        Rd6 $1 Ke7 4. Kc7 Ra7 $5 {Schwarz möchte den von den Endspieldatenbanken als
        »besten« eingeschätzten weißen Zug 5. Ra6 erzwingen. Aber es würde ein
        Endspiel mit Dame gegen Turm entstehen, das zwar gewonnen ist, jedoch gute
        Technik voraussetzt.  Deshalb ist es aus praktischer Sicht viel einfacher, den
        etwas längeren Weg zu nehmen, der zu einem elementaren Endspiel mit Turm
        gegen König führt.} (4... Rb1 ({oder} 4. ... Rc1+) 5. Rc6 {nebst b8=Q und Gewinn
        }) 5. Rb6 ( {oder} 5. Rd1) {, und Weiß gewinnt, indem er seinen König aus der
        Fesselung zieht, wonach Schwarz seinen Turm opfern muss.}) 3. Kc7 Rc1+ 4. Kb6
        Rb1+ 5. Ka6 {Jetzt droht 6. Ra4 nebst 7. Ka7.} (5. Kc6 {, und nach einem
        Abwartezug wie} Rb2 {erfolgt die} $201 {Sperre} $202 {eine Reihe weiter oben mit} 6. Rd5 $1) $200 
        {Auf} Ra1+ ({Etwas länger dauert es mit} Ke6 {Aber nach} 6. Ra4 Kd7 7. Ka7 Kc7 {Der einzige Zug, mit dem Schwarz die Umwandlung verhindern kann. Am einfachsten
        gewinnt jetzt} 8. b8=Q+ $1 Rxb8 9. Rc4+ $1) $200
        {erfolgt nun die} $201 {Sperre} $202 {mit} 6. Kb5 $1 Rb1+ {und} 7. Rb4 $1 {Schwarz kann die Damenumwandlung nicht mehr verhindern. Jetzt wird auch klar, warum der schwarze König erst abgedrängt werden musste. Denn nach dem Turmtausch erreicht der König den Freibauern nicht mehr. } 1-0

Weiß am Zug